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GREGOR BRANDLER Texte zur Fotografie
Gregor Brandler "Störfall"
Störfall # 1 enstand 2007 als erstes Bild der Folge, deren Aufnahmen 2010 abgeschlossen wurden. Die Bilder kombinieren Fiktives und scheinbar Dokumentarisches. Wie im Traum verwandelt, kehrt sich so die Gewalt des Realen in ein sensibles und intimes Geschehen um. Als schmerzliche Wirkung und einzig möglichen Fortgang erzählt jedes Bild eine intensiv persönliche Geschichte. Der Störfall als plötzlicher und dramatischer Moment bleibt im Verborgenen.
Störfall # 1, Chromogener Farbabzug auf Alu-dibond. 2007, 100 x 120
Störfall # 5, Chromogener Farbabzug auf Alu-dibond. 2008, 100 x 120
Gregor Brandler "Bevor es Nacht wird ..."
– eine Folge von 15 Fotografien (2005–07) – erzählt von der Generation, die um 1970 geboren und in Ostberlin aufgewachsen ist. Diese Gruppe existiert im Bewusstsein der Gesellschaft nicht oder wird in der neuen "Unterschicht" vereinnahmt.
Die Bilder erzählen von der Sehnsucht der Protagonisten nach Selbstbestimmung und Individualität – Vorstellungen, die mit den gegenwärtigen sozialen Veränderungen in perspektivlose Realität münden.
Was von der romantischen Freiheit als unbestimmter Wunschtraum übrig blieb, verklärt jenseits der Anfangs-Euphorien der Abend. Die späten Stunden eines Tages stoppen den Gang der Zeit. Aufbegehren und lustvolles Verlangen verwandeln sich in Melancholie und scheue Zurückgezogenheit.
Galerie MFK, Berlin 2007
Vladimir Birgus, Monat der Fotografie in Krakau
in: PHOTONEWS, Zeitung für Fotografie, Juni 2007, S.3, Abb.:
Gregor Brandler, aus der Folge "Bevor es Nacht wird …", Roter Wein
Gescheiterte Hoffnung
Neue Romantik in der gegenwärtigen Fotografie in Deutschland
Heute können wir von einer neuen romantischen Strömung in der gegenwärtigen Kunst sprechen.
Es scheint eine globale Bewegung zu sein, die auch andere Bereiche wie Literatur, Werbung, Mode und Design betrifft. Warum gerade jetzt auf Erfindungen der Romantiker um 1800 zurückgegriffen wird, kann nur vermutet werden. Ein Grund kann sein, dass die Hervorhebung der Individualität in unserer immer anonymer werdenden und menschenverachtenden Gesellschaft wieder wichtig erscheint. Ein anderer Grund kann sein, dass auch heute der bildnerische Entwurf von Gegenwelten zur Realität an Bedeutung gewonnen hat. Die Fragen der Romantiker nach Einheit, Ganzheit und Sinn des Lebens sowie nach der Positionierung des Individuums in der Welt, die sie am Anfang eines sich bildenden bürgerlichen Zeitalters stellten, werden heute wieder von einer jungen Generation aufgegriffen.
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Andrea Domesle, zit. aus der Einleitung zu "Gescheiterte Hoffnung / Failed Hope"
Monat der Fotografie, Krakow 2007
Slices of Life – Contemporary Photography
– zeichnet sich durch Ambivalenzen aus. Süß und bitter, sinnlich und schmerzhaft zugleich sind die von den Märchen der Gebrüder Grimm inspirierten Photographien, die Annekatrin Meyers meist mit sich selbst im Bild inszeniert. Wo hier Literatur als Vorbild dient, schöpft an anderer Stelle Gregor Brandler aus der symbolischen Ordnung der Subkultur, und dabei soll alles echt sein: Rollen und Klischees sind hier keine losen Zeichen, sondern unauslöschlich mit ihrem Träger verbunden – auch wenn die Szene wechselt: Statt kühlem Bier an der Bar kalter Fisch im Wald ...
Ferenbalm-Gurbrü Station, Karlsruhe 2006
'Subsiders' – das Bild der Unterschicht
Die für die Ausstellung ausgewählten Fotografien von Gregor Brandler verweisen auf die bewegten Prozesse in den 90ern, auf eine "Kultur der Freiheit" mit beruflicher und sozialer Mobilität und einer Vielzahl von Lebensstilen, die sich den Verordnungen "kultureller Standards und Leitbilder" widersetzen. Mit abstossenden Fallgeschichten aus dem "Milieu" und einem vermeintlich chancenlosen Typus an der unteren sozialen Skala wird die aktuelle Unterschichts-Debatte nicht bedient. Diese Bilder bestimmt über eine manchmal demonstrative Attitüde hinaus auch eine melancholische Sicht, durchaus am Rande der Resignation, aber immer auch im Bewusstsein der prekären sozialen Realität, die als Problem für den Zusammenhalt einer Gesellschaft gelten muss.
Küstrin / Kostrzyn
Frank Lammers, Küstrin/Kostrzyn, mit s/w- und 44 Farbfotografien von Gregor Brandler
Verlag GVE, Berlin 2005
Küstrin ist eine weitgehend vergessene Stadt. Für den flüchtigen Blick der Grenzgänger und Durchreisenden verbirgt sich die einst imposante Festungsstadt als wüster Ort isoliert hinter dem alten Stadttor. Strassen und Plätzen sind noch ersichtlich, von Grundmauern umsäumt. Überwuchert von Gras und unter Natur assoziiert das einstige Trümmerfeld eine wertfreie Ruinenromantik. Die fotografierten Orte wirken wie herausgefallen aus der monströsen Geschichte der Festungsstadt, bewegen sich nur noch im Zyklus der Natur.
Die Bilder von Gregor Brandler künden von Abwesenheit, von etwas, an das sich niemand mehr wirklich erinnern kann. Leere offenbart sich.
Ruinen und Vegetation wirken in ihrer poetischen Intensität weit über die dokumentarische Gegenüberstellung zu den alten Stadtansichten hinaus als ein Memento mori. Alles zeigt sich still, schlicht und in zarten Tönungen.
Szene-Gesichter. Das Publikum zum Film
Gregor Brandler, Fotografie, begleitend zum Film "ACHTUNG! Wir kommen."
... Film und Musik ziehen ein eigenschöpferisches, exzentrisches Publikum in seinen Bann, so wie es sich jährlich zu den Wave-Gotik-Treffen zusammen findet ...
Jenseits der dramatischen Bewegung von Film und gnadenlosem Bühnen-Event stellt sich das Szene-Publikum gern selbst zur Schau: Kostümiert und inszeniert in tolerantem Mischmasch zwischen Mittelalter und Metropoliszukunft ... weniger aggressiv oder destruktiv, ohne die ästhetischen Ohrfeigen, wie sie ein Punk noch verteilte, aber provokant im unbekümmerten Spiel mit kulturgeschichtlichen Symbolen und Wertediktaten wie schön oder hässlich, gut oder böse ...
www.achtung-wir-kommen.de